Nach einer intensiven Trainingswoche im türkischen Side ging es für das Regionalliga-Team des FC Viktoria 1889 Berlin am Freitagmorgen direkt weiter nach Leipzig. Denn dort wartet auf die Himmelblauen schon am Samstag (13.30 Uhr) das erste Punktspiel in diesem Jahr. Trainer Benedetto Muzzicato zieht ein Fazit im Rückblick auf die vergangenen Tage und erklärt, warum er sich im zweiten Teil der Saison auch mal „dreckige Siege“ wünscht.
Eine Woche Trainingslager liegt jetzt hinter dem Team. Mit welchen drei Worten fasst du die Tage in der Türkei zusammen?
Benedetto Muzzicato: Gelungen, erfolgreich und intensiv. Wir haben die beiden Testspiele sehr gut bestritten. Bei unserem zweiten Auftritt gegen Växjö United (4:2, d. Red.) hatten wir am Ende einfach ein gutes Ergebnis, auch wenn die Leistung nicht unsere beste war. Doch genau darum ging es dann auch, dass wir gegen eine nicht so starke Mannschaft viel kreiert haben und wenn es am Ende dann vier Tore sind, ist es vollkommen in Ordnung.
Worauf hast du in der vergangenen Woche den Fokus gelegt?
Gerade am Anfang haben wir die Zeit genutzt, um schon auch intensiver zu arbeiten. Dass wir hier keine „normale“ Trainingswoche hatten durch den Spieltag am Samstag in Leipzig war uns auch klar. Wir haben daher rechtzeitig die Luft herausgenommen und sind dann ins Detail gegangen. So haben wir bei unserer letzten Einheit am Donnerstag den Fokus sehr auf den Spielaufbau gelegt. In den ersten Tagen hingegen haben wir viel die Zweikämpfe trainiert. Mir war es auch wichtig zu sehen, wer einen körperlich guten Eindruck macht. Die Jungs haben das wirklich super gemacht – ich kann der Mannschaft und auch dem Staff nur ein ganz großes Kompliment machen. Das war eine starke Vorbereitung.
Wie wichtig sind dir Testspiele im Vorfeld der Saison?
Testspiele interessieren mich als Trainer eher weniger – zumindest die Ergebnisse. Mir geht es da mehr um die Idee, die ich dann auf dem Feld sehe. Und dass wir den Jungs auch klarmachen, dass Fehler in den Testspielen, wie auch in der Punktspielserie, durchaus erlaubt sind. Ich möchte nur, dass meine Mannschaft immer mutig ist. Aber natürlich ist es auch schön, dass wir sagen können, dass wir jetzt in allen fünf Partien ungeschlagen geblieben sind.
Aus dem Trainingslager ging es direkt zum ersten Punktspiel. Ein Problem?
Die Jungs werden am Reisetag erst mal kaputt sein, klar. Aber das ist doch noch lange keine Ausrede! Das Trainingslager musste sein – und es hat der Mannschaft wirklich viel gebracht. Gerade für Philipp Müller, der neu dazugekommen ist, war es eine gute Sache, eine längere Zeit am Stück sowohl mit der Mannschaft als auch mit dem Trainerstab zu verbringen und den Jungs näher zu kommen – samt Einstand. Und auch für Michael Delura, der ja auch erst seit kurzem bei uns ist, war es die perfekte Gelegenheit, um den Rhythmus besser kennenzulernen.
Am Samstag geht es zum Tabellenzweiten nach Leipzig. Wie schätzt du die Mannschaft ein?
Die Jungs stehen nicht ohne Grund so weit oben in der Tabelle. Das wird für uns definitiv eine schwere Aufgabe. Es war zu Hause schon ein merkwürdiges Spiel, das wir mit 0:2 verloren haben. Die Treffer fielen nach zwei Standardsituationen, die uns am Ende dann den möglichen Punkt gekostet haben, obwohl es mit eines unserer besten Spiele in der Hinrunde war. Es war Power im Spiel, wir haben den Gegner beherrscht, doch am Ende haben wir verloren. So ist der Fußball, da entscheidet die Effektivität. Für uns war das Spiel aber dennoch sehr lehrreich. Denn Dominanz bedeutet eben nicht immer nur Siege. Wir dominieren gerne, aber die Belohnung haben wir uns in der Hinrunde zu selten geholt. Die Chance für Lok Leipzig, aufzusteigen und damit auch Geschichte zu schreiben, ist da und genau deswegen kann es ein sehr unangenehmes Spiel werden. Aber wir freuen uns sehr auf die Partie. Ich spiele jetzt direkt lieber gegen Lok, Hertha und Cottbus, als dann eben gegen einen schwächeren Gegner von weiter unten. Die 15 Punktspiele, die jetzt vor uns liegen, nutzen wir natürlich nicht nur, um Siege und Punkte einzufahren, sondern auch, um wirklich zu sehen, welche Spieler das Zeug haben, um eben auch nächstes Jahr diese Reise mitzugehen.
Was sind die Stärken deiner Mannschaft, was hat sich vielleicht auch in der Woche jetzt herauskristallisiert?
Wir spielen auf jeden Fall einen modernen Fußball, weil es eine gute Balance zwischen Ballbesitz und Kontrolle des Gegners ist. Aber auch schnell umschalten zu können – gegen den Ball sowie mit dem Ball. Ich kann auch in der Hinserie nicht viel kritisieren. Was die Einstellung und das Engagement im Training angeht, kann ich an einer Hand abzählen, wie selten es eine schlechte Einheit gab. Es macht mir unfassbar viel Spaß, mit den Jungs zu arbeiten, aber aktuell fehlt noch die Belohnung am Ende. Wir waren in vielen Partien die klar bessere Mannschaft, haben das Spiel dominiert, doch dann haben wir es nicht geschafft, eben auch das zweite oder dritte Tor zu erzielen. Denn eine 1:0-Führung verleitet immer dazu, dass der Gegner sich noch einmal pusht und man dann mit Abpfiff den Ausgleich bekommt. Das gilt es jetzt im zweiten Teil der Saison zu reduzieren und effektiver nach vorne zu spielen.
Was ist dein persönliches Ziel für diese Saison?
Diese Saison geht es ganz klar um die Qualifikation – nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für mich und den Rest des Staffs. Ich glaube, dass der Tabellenplatz für das Image wichtig ist und wir schon vorhaben, in den Top 5 zu landen. Die Mannschaft hat ein Riesen-Potenzial, da ist wirklich einiges drin. Ich bin mir sicher, dass wir es jetzt auch schaffen, mehr Siege einzufahren.
Wenn du noch einen Wunsch für die kommenden Partien hast, welcher wäre das?
Ich wünsche mir, dass wir auch mal dreckig gewinnen.
Also willst du auch Samstag einen dreckigen Sieg sehen?
Nein, da nehme ich gern auch einen schön herausgespielten Sieg mit. Wir wollen unbedingt drei Punkte einfahren und uns für die bittere Niederlage im Hinspiel revanchieren.