Peer Jaekel neuer Geschäftsführer: „Ich bin sehr dankbar, den Weg mitgestalten zu dürfen“

  • 1. März 2021
  • FC Viktoria 1889 Berlin

Im Hintergrund zieht er schon länger die Fäden, nun ist es auch offiziell: Peer Jaekel übernimmt am 1. März den Posten des Geschäftsführers der FC Viktoria 1889 Berlin Fußball GmbH. Nach seiner Karriere als Spieler gehörte der 38-Jährige bei Werder Bremen zum Trainerstab des Bundesliga-Teams, er war Chefscout beim TSV 1860 München und als Berater tätig. Nun schlägt sein Herz himmelblau.

Herr Jaekel, seit 2018 begleiten Sie den FC Viktoria 1889 in verschiedenen Positionen und haben den Verein aus mehreren Blickwinkeln betrachtet. Mit welchem Gefühl schauen Sie darauf zurück?

Peer Jaekel: Bis hierhin war es eine aufregende, herausfordernde und in manchen Phasen sicher auch sehr schwierige Zeit. Ich hatte den Verein zunächst in beratender Funktion begleitet, sehr schnell Feuer gefangen und empfinde eine starke Verbundenheit. Wer gemeinsam durch Höhen und Tiefen geht, der wächst zusammen. Wir haben ein tolles, engagiertes Team und ich freue mich auf die Zukunft. Obwohl viel passiert ist, stehen wir ja noch am Anfang unseres Weges. Ich bin sehr dankbar, ihn mitgestalten zu dürfen.

Sie sprechen Höhen und Tiefen an. Welche sind bei Ihnen besonders hängengeblieben?

Der Tiefpunkt war der plötzliche Ausstieg des chinesischen Investors, der dazu führte, dass der Verein Insolvenz anmelden musste und kurz vor dem Exodus stand. Doch mit dieser Erfahrung ist unter dem Strich auch ein Höhepunkt verbunden: Bei der Viktoria sind alle noch enger zusammengerückt, haben sich nicht unterkriegen lassen. Das bildete ein stabiles Fundament für den Neuaufbau.

Mit dem Einstieg der SEH Sports & Entertainment Holding um die Unternehmer Zeljko und Tomislav Karajica als Gesellschafter wurde nicht nur der Verein gerettet, es ging auch sportlich voran.

Ja, es war ein Glücksfall für den FC Viktoria 1889, dass die Gesellschafter 2019 trotz der schwierigen Lage das Potenzial des Vereins gesehen und in allen Bereichen in die Aktivierung investiert haben. Nicht allein in die Mannschaft, sondern auch in die Infrastruktur. Es geht auch nicht darum, den schnellen Erfolg zu erzwingen, wir wollen gemeinsam ein mittel- und langfristig tragfähiges Projekt aufbauen. Ich denke, es ist auch für Außenstehende zu erkennen, dass sich etwas Vielversprechendes entwickelt.

Welche Meilensteine wurden schon gesetzt?

Da ist die Ausgliederung der ersten Herren- und Damen sowie der U17 und U19 in die Fußball GmbH zu nennen, weil dieser Schritt dem Verein das wirtschaftliche Risiko nimmt. Trotz dieser formalen Trennung ist es uns gelungen, eine starke Bindung herzustellen. Als Geschäftsführer der Fußball GmbH werde ich immer großen Wert auf ein enges, konstruktives Verhältnis mit dem Präsidium legen. Ich sehe es als Verpflichtung und unsere Stärke an, das Miteinander als himmelblaue DNA immer mitzudenken.

Sie haben sowohl in beratender Funktion als auch im Aufsichtsrat beim Neuaufbau mitgeholfen. Was sind die kurzfristigen Herausforderungen?

Wie jeder andere Verein müssen wir die Auswirkungen der Corona-Pandemie bewältigen. Da treten verschiedene Themen auf, für die sicherlich keine Vergnügungssteuer fällig ist. Insbesondere in einer solchen Extremsituation, die ein Betriebsverbot, Kurzarbeit und ein generelles Sportverbot umfasst, zeigt sich, wie stabil der Zusammenhalt im gesamten Verein ist. Das ist beeindruckend.

Der Spielbetrieb in der Regionalliga Nordost ruht seit November, der FC Viktoria 1889 steht mit elf Siegen nach elf Runden auf Platz eins. Offen ist, wann die Saison fortgesetzt wird. Wie gehen Sie damit um?

Wir planen zweigleisig, gehen aber fest davon aus, dass der Ball wieder rollen und sich der Verband mit den Vereinen auf einen Modus einigen wird, der am Ende eine sportliche Entscheidung herbeiführt. Nach aktuellem Stand ist davon auszugehen, dass wir die Hinrunde beenden und man dann einen Strich zieht. Wir arbeiten dafür, unsere Position in den kommenden Spielen zu verteidigen und in die 3. Liga aufzusteigen. Das ist unser großes Ziel. Das Lizenzierungsverfahren ist daher aktuell ein sehr wichtiges Thema.

Mit Hertha BSC und dem 1. FC Union hat Berlin derzeit zwei Erstligisten. Wie will sich der FC Viktoria 1889 positionieren?

Es ist klar, dass wir uns als dritte Kraft in der Hauptstadt etablieren wollen. Mit dem Aufstieg wäre das automatisch der Fall, da wir der einzige Berliner Drittligist wären. Der nächste Schritt sollte sein, diesen Stellenwert zu festigen.

Was sind Ihre nächsten Ziele, wohin wollen Sie den Verein führen?

Mit dem Erwerb des eigenen Trainingsgeländes in Mariendorf haben wir Ende vergangenen Jahres die Grundlage geschaffen, um wachsen zu können. Das bedeutete einen Quantensprung. Wir werden dort nicht nur mit den Profis arbeiten, sondern mittelfristig auch ein Nachwuchsleistungszentrum errichten, um erste Anlaufstelle für die Top-Talente aus der Region zu sein. Dazu gehört auch, dass die U17 und U19 in der Bundesliga bleiben. Wir wollen mit unseren Mannschaften erfrischenden und attraktiven Fußball bieten, unsere Fans begeistern, neue Anhänger gewinnen und die Marke Viktoria stärken, wie wir sie leben – als himmelblaue Familie.

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