Die Himmelblauen überwintern in ihrer ersten Drittliga-Saison auf Platz elf in der Tabelle. 20 Spieltage sind bereits absolviert und mit dem 4:1-Auswärtssieg gegen Viktoria Köln feierten die Berliner am 17. Dezember 2021 einen gelungenen Rückrundenauftakt bevor es in die Winterpause ging.
Chefcoach Benedetto Muzzicato fasst die erste Saisonhälfte im Interview noch einmal zusammen und wirft einen Blick auf den aktuellen Kader und die kommenden Spiele im Januar 2022.
Muzzi, wie hast du unseren Saisonstart in Liga 3 wahrgenommen?
Wir hatten einen überragenden Start, konnten in den ersten drei Spielen einen neuen Liga-Rekord aufstellen. Die Art und Weise, mit der wir in diese neue Liga gestartet sind, konnten wir länger als erwartet aufrechterhalten. Auch wenn uns das viel Selbstbewusstsein verschafft hat, war uns bewusst, dass es selbstverständlich auch andere Phasen in dieser Saison geben wird.
Wie beurteilst du unseren Kader und sein Auftreten in der 3. Liga?
Abgesehen von Spielern wie Christoph Menz, Tolcay Ciğerci, Soufian Benyamina oder Björn Jopek, haben wir uns zuvor ausschließlich mit Jungs aus den verschiedenen Regionalligen verstärkt. Sie alle setzen unsere Spielidee und unsere Philosophie richtig gut um. Wenn ich etwas zu kritisieren habe, dann sind das die Spiele, in denen wir spielbestimmend oder gleichwertig waren und uns einfach nicht mit einem Tor belohnt haben. Da denke ich an die erste Halbzeit in Saarbrücken oder an das Spiel gegen Türkgücü München. Jede Mannschaft hat in dieser Liga ihre Qualitäten und kann schließlich zu Chancen kommen. Das bekamen wir beispielsweise gegen 1860 oder Duisburg zu spüren. Diese Momente tun weh, sind aber auch vollkommen realistisch. Wir hatten dennoch keine Phase, in der wir ganz schlecht dastanden.
Wie stehst du der Kritik gegenüber, Viktoria Berlin sei zu ineffektiv?
Auf den ersten Blick erscheint diese Kritik natürlich berechtigt. Wir hatten viele Großchancen in unseren Spielen und konnten diese dennoch nicht für uns entscheiden. Leider wird aber auch oft vergessen, wer wir sind und woher wir kommen. Wir haben zwei Saisonabbrüche hinter uns, haben Jungs im Team die zwei bis drei Jahre keine 19 Spiele hintereinander gemacht haben. Uns war klar, dass irgendwann diese Müdigkeit und auch eine mentale Erschöpfung eintreten wird. Hinzukommt die zusätzliche Belastung durch das Coronavirus, das für uns alle derzeit noch allgegenwärtig ist. Wir konnten das jederzeit gut einschätzen und haben trotzdem immer weiter gearbeitet. Wir hatten eine tolle Intensität im Training und in jeder Phase auch eine sehr gute Stimmung.
Welche Rolle spielt unser Topscorer Tolcay Ciğerci für den Erfolg des Teams?
Es ist kein Geheimnis, dass Tolli bis zu seiner Verletzung ein sehr wichtiger Faktor unseres Offensivspiels war. Das konnte man im Rückrundenauftakt gegen Viktoria Köln auch wieder spüren, als er nach seiner Sperre zurückkehrte. Er hat wieder zwei wichtige Tore vorbereitet und seine Qualität ist aktuell nicht zu ersetzen. Mit Enes Küc, Pasqual Verkamp, Moritz Seiffert und Falcao haben wir viele talentierte Spieler, die aber noch nicht so von sich selbst überzeugt und im Kopf gefestigt sind, wie Tolli es ist.
Sind wir in der 3. Liga angekommen?
Wir haben dieses halbe Jahr gebraucht und werden sicherlich auch noch etwas Zeit benötigen, um in dieser Liga anzukommen. Es wird auf unserem Weg immer wieder Rückschläge geben. Nichtsdestotrotz gibt es Vereine, die mit höheren Ambitionen und mit größeren Investitionen in diese Saison gestartet sind und aktuell hinter uns stehen. Wir müssen dafür sorgen, dass wir am Ende dieser Spielzeit auf einem Nichtabstiegsplatz stehen und uns unsere Spielweise der letzten 20 Spiele beibehalten. Mir ist es wichtig, dass unsere Philosophie immer wieder zum Tragen kommt und dass man unsere Prinzipien erkennt.
Wie fällt deine Prognose für die zweite Saisonhälfte aus?
Wir wollen selbstverständlich in der 3. Liga bleiben, aber man kann auch nicht in jedem Spiel nur auf das Ergebnis gucken, wenn man Viktoria Berlin ist. Wenn wir im Januar gegen Eintracht Braunschweig und Kaiserslautern spielen, werden wir natürlich alles daransetzen, diese Spiele zu gewinnen. Wir haben nach wie vor viel Demut und wissen, wo wir herkommen, aber wir wollen unseren Fußball durchziehen bis zum Sommer und die Saison positiv zu Ende bringen. Sollten wir ein weiteres Jahr in dieser Liga verbringen dürfen, wird der eine oder andere mit einer ganz anderen Intensität und einem veränderten Mindset an die Sache herangehen, weil er weiß, was auf ihn zukommt. Wenn man einmal 25 bis 38 Spiele in dieser Liga absolviert hat, dann ist es auch leichter, in der 3. Liga zu bestehen.
Am 2. Januar 2022 kehren die Himmelblauen ins Training zurück. Anfang Januar sind zwei Testspiele geplant. Darüber hinaus geht es für das Team von Benedetto Muzzicato in ein Kurztrainingslager.
Hier geht es zum Winterfahrplan von Viktoria Berlin: Winterfahrplan Saison 2021/2022.