Es war ein hartes Stück Arbeit! Doch am Ende fuhr der FC Viktoria 1889 am vergangenen Sonntag im Berliner Derby bei Aufsteiger Tennis Borussia (2:1) drei Punkte ein, weil er goldrichtig stand. Nach dem frühen Rückstand sowie dem schnellen Ausgleich durch Yannis Becker gelang Patrick Kapp kurz nach dem Seitenwechsel der Siegtreffer.
Aus Mittelstürmer-Position drosch der Verteidiger die Kugel unter die Latte, zeigte dabei eben jene Entschlossenheit, die sich Trainer Benedetto Muzzicato von seinen Himmelblauen wünscht – und die gerade in der vergangenen Regionalliga-Saison fehlte, was eine bessere Ausbeute verhindert hatte.
Wohin der Weg führen könnte, wenn die Defensive steht und es dazu auch noch regelmäßig im Kasten klingelt, zeigt der Start in die Serie 2020/21: Die Lichterfelder gewannen alle Spiele, trafen zehnmal, kassierten nur vier Gegentreffer – und stehen damit an der Tabellenspitze.
Kapp, der mit seinen 23 Jahren immer mehr zu einer Führungsfigur heranreift, ist froh über die aktuelle Entwicklung. „Das Fazit fällt nach fünf Siegen zum Auftakt natürlich sehr positiv aus. Wir haben gegen gute Gegner sehr gute Spiele gemacht, alle Spiele aus meiner Sicht verdient gewonnen“, blickt der Abwehr-Mann auf die Duelle bei Drittliga-Absteiger Chemnitz (2:1) sowie Energie Cottbus (2:1) und gegen Vizemeister Altglienicke (2:1) zurück. Hinzu kommen die Dreier gegen Rathenow (2:0) und zuletzt bei Tennis Borussia mit „Kappo“ in einer Hauptrolle.
Der gebürtige Bayer, im Nachwuchs der TSG 1899 Hoffenheim unter anderem von Julian Nagelsmann (jetzt RB Leipzig) ausgebildet und nach einem Jahr in Frankreich bei Zweitligist FC Sochaux seit Oktober 2018 beim FC Viktoria 1889 unter Vertrag, warnt jedoch davor, sich von der Zwischenbilanz blenden zu lassen: „Das ist eine schöne Momentaufnahme, aber wir wissen, dass es noch einiges zu verbessern gibt und wir daran hart arbeiten müssen.“
So war Chefcoach Muzzicato nach dem jüngsten Auftritt im Mommsenstadion trotz des Sieges alles andere als zufrieden. Zwar gewährte er seinen Jungs etwas Zeit zum Durchpusten, kündigte aber an, die Leistung ab Mittwoch schonungslos zu analysieren: „Das war teilweise eine katastrophale Performance. Wir haben den Gegner immer wieder mit eigenen Fehlern eingeladen.“
Kapp ist fest davon überzeugt, dass die nötige Frische nach sechs Pflichtspielen innerhalb von 22 Tagen wieder zurückkehrt: „Die beiden freien Tage haben sehr gut getan, das haben wir wirklich gebraucht. Es war zu spüren, dass wir bei Tennis Borussia in der Schlussphase müde geworden sind. Da war es wichtig, sich jetzt ein bisschen zu erholen.“
Nach der kurzen Auszeit beginnt nun die Vorbereitung auf die Erstrunden-Partie im AOK-Pokal beim Friedrichshagener SV am Sonntag (16 Uhr, Fürstenwalder Damm 570). Kapp weist daraufhin, dass man den Gegner aus der Kreisliga A (9. Liga) nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfe, formuliert aber zugleich einen ganz klaren Anspruch: „Wir wissen, wie ekelig der Berliner Pokal sein kann, gerade die Spiele gegen unterklassige Mannschaften. Aber bei allem Respekt, den wir dem Gegner entgegenbringen, gibt es für uns nichts anderes, als eine Runde weiterzukommen. Das ist eine Pflichtaufgabe, die wir lösen müssen.“
Vor einem Jahr holte der FC Viktoria 1889 nach einem Erfolg über den BFC Dynamo (1:0) den Pott, musste sich in Runde eins des DFB-Pokals dem späteren Bundesliga-Aufsteiger Arminia Bielefeld (0:1) nur knapp geschlagen geben. In diesem Sommer standen Kapp und Co. erneut im Endspiel, verloren aber deutlich und schmerzvoll gegen Altglienicke (0:6), die sich nun auf nationaler Bühne auf ein Duell mit dem 1. FC Köln freuen.
Die Himmelblauen starten im Pokal einen neuen Anlauf mit der ersten Station Friedrichshagen. „Wir wollen – wie in der Meisterschaft auch – jedes Spiel gewinnen. Wir waren zweimal in Folge im Finale und das ist auch in dieser Saison wieder unser großes Ziel“, bekräftigt Kapp.